Sophie Scholl in Ludwigsburg

 

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Aus der Festschrift des 100 Jahre Jubiläumsfestes, 1907-2007 100 Jahre Anton-Bruckner-Schule.

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Sophie Scholl

und ihre Zeit in der damaligen Mädchenvolksschule am Schulbückele (heute die ABS)

Ich denke, die Geschichte von Sophie Scholl, ihrem Bruder Hans, ihrem Wirken in der „Weißen Rose“ und ihrem Tod kennen Sie alle. Welch große Rolle sie und ihr Bruder auch heute noch im Geschichtsbewusstsein der Menschen unseres Landes spielen, sieht man unter anderem daran, dass die beiden Ende 2003 bei einer großen Umfrage des ZDF zum Thema „Wer sind die größten Deutschen?“ aus über 1600 Vorschlägen auf Platz 10 gewählt wurden. Ein unglaublich eindrucksvoller Film speziell über Sophies letzte Tage wurde 2005 sogar für einen Oscar nominiert.

Als unsere Tochter Anne 2004 in die ABS eingeschult wurde und ich beim Abholen einmal Zeit hatte, mich in der Eingangshalle umzuschauen, traf es mich wirklich unglaublich, dieses kleine gerahmte Blättchen zu entdecken, auf dem unter einem winzigen Foto von Sophie lapidar mitgeteilt wird, sie sei zwei Jahre lang Schülerin an der heutigen ABS gewesen. Es gibt ein Foto von ihr inmitten ihrer Klasse auf der großen Treppe vor unserer Schule, die auch heute noch genauso aussieht… Sie ist, genau wie unsere Anne und Ihre Kinder es heute tun, durch die Gänge getobt und die Treppen hoch- und runtergerannt. Das ist keine abstrakte Geschichte, sie hat wirklich lebenszeit in diesem Gebäude verbracht – von Anton Bruckner ist mir in dieser Richtung nichts bekannt!

Ich denke, dass Sophie Scholl eine wirklich außergewöhnliche Persönlichkeit der jüngeren deutschen Geschichte ist und die Kinder an der ABS meines Erachtens nicht zu klein sind, sich mit ihr und ihrem kurzen leben zu beschäftigen. Das wird bleibende Eindrücke hinterlassen.

Ich bitte ausdrücklich die dafür zuständigen Stellen, in Erwägung zu ziehen, ob man den Namen der Anton-Bruckner-Schule nicht in „Sophie-Scholl-Schule“ ändern kann – ein Name, den diese Schule mit sehr viel Stolz tragen würde und zu dem es auch wirklich einen historischen Bezug gibt!

Sabine Rossow-Braun

 

Kurzbiografie

Sophie wurde am 9. Mai 1921 in Forchtenberg bei Öhringen als Tochter des dortigen Bürgermeisters geboren. Sie hatte vier Geschwister.

1928 wurde sie auch in Forchtenberg eingeschult. Im Sommer 1930 zog ihre Familie für zwei jahre nach Ludwigsburg und Sophie besuchte in dieser Zeit die damalige Mädchenvolksschule am „Schulbückele“, die heutige Anton-Bruckner-Schule.

Ihre Familie hatte eine Wohnung am Schillerplatz 7, Ecke Myliusstraße.

Es ist überliefert, dass die Scholl-Kinder mit ihren Freunden ganz besonders gern in den Favoritegärten spielten, Sophie schon immer besonders gut zeichnen konnte und in Poesiealben die wunderschönsten Bilder hinterlassen hat.

Bereits im Frühjahr 1932 zog die Familie Scholl weiter nach Ulm. Der Vater war von 1945 bis 1948 dann Oberbürgermeister dieser Stadt.

Sophie ließ sich, ebenso wie ihr Bruder Hans, der ihr ganz besonders nahe stand, zuerst von den Idealen der Nationalsozialisten begeistern und wurde 1933 Mitglied im „Bund deutscher Mädchen“.

Aber 1938 legte sie ihr Amt als Jungmädelführerin nieder, nachdem drei ihrer Geschwister im Herbst 1937 wegen falscher Anschuldigungen von der Gestapo verhaftet worden waren und sogar Wochen im Gefängnis bleiben mussten. Sie begann, sich innerlich vom Nationalsozialismuszu distanzieren.

Nach dem Abitur 1940 begann sie eine Ausbildung als Kindergärtnerin, die sie 1941 mit dem Examen abschloss. Zu dieser Zeit schied sie endgültig aus dem BDM aus.

Eine Mitarbeiterin ihres Vater zeigte ihn wegen kritischer Aussagen über die Nazis an. Sophie musste miterleben, wie auch ihr Vater ins Gefängnis ging und nach seiner Entlassung Berufsverbot erhielt. Viele schätzen diese Erfahrung als entscheidend für Sophie ein. Sie beschloss, Widerstand zu leisten. Überliefert ist ihr Ausspruch: "Schluss. Jetzt werde ich etwas tun."

An ihrem Geburtstag 1942 begann sie ihr Studium der Biologie und Philosophie in München.

Sie wurde ebenso wie ihr Bruder Hans Mitglied in der Studenten-Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, die ihren Protest gegen die Nazi-Diktatur auf mehreren Flugblättern in Worte fasste und möglichst breit gestreut verteilte.

Am 18. Februar 1943 wurden sie und ihr Bruder bei einer solchen Verteilungsaktion in der Münchner Universität entdeckt. Sie wurden von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) verhört und am 22. Februar zum Tode verurteilt. Sie starben noch am gleichen Tag.

 

Klassenfoto der Klasse 4b der Evangelischen Mödchenschule Ludwigsburg. Sophie Scholl ist im hellen Kreis zu sehen.

 

 

Aus der Festschrift des 100 Jahre Jubiläumsfestes, 1907-2007 100 Jahre Anton-Bruckner-Schule.

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Poesiealbumeintrag von Sophie Scholl

Laß nie den frohen Mut dir rauben,
Und halte fest an deinem Glauben
In guten, wie in schlimmen Tagen,
So wirst die Last du leichter tragen,
Ein fester Stab ist kindlich Gottvertrau’n! –

Zur Erinnerung

an deine
Sophie Scholl

L’burg, 14.1.32

 

 

 

Originalbild der Rose fur das Logo von pdphoto.org